Berner Zeitung Oberaargau am 26.06.2018
LOTZWIL: ABENDMUSIK
Leidenschaftliche Musiker
Das Ensemble Orea zog in der Kirche Lotzwil das Publikum in seinen Bann mit einem bewegenden Klangfarbenspiel in Werken französischer Impressionisten
Schon die Besetzung dieses Trios weckte besondere Erwartungen: Flöte, Harfe und Cello stehen für Licht und Seele in einer Klangsphäre von feinster Transparenz. Dies allerdings nur, wenn die Musiker so optimal aufeinander abgestimmt sind, wie man es an diesem Abend erleben konnte. Dabei spielte die Harfe eine wesenhafte Rolle: Christine Strahm, die in Melchnau in einer Musikerfamilie aufgewachsen ist und ihr Instrument schon sehr früh zu spielen begann, wirkt heute als mehrfach ausgezeichnete Harfenistin an der Musikschule Unteres Worblental. Sie verband sich mit der Flötistin Regula Valentina Zürcher und dem Cellisten René Camacaro, die beide an derselben Musikschule tätig sind, zum Ensemble Orea. Dass sie in ihnen gleichwertige Mitgestalter gefunden hat, wurde bereits zu Beginn deutlich in der Art, wie die drei Künstler die Rêverie von Debussy angingen und wie sie die impressive Sphäre weit und zugleich leidenschaftlich aufspannten. Zum solistischen Konzert-instrument wuchs die Harfe vollends in der Fantasie op.95 von St.Saëns: Aus silbrig sanften Akkorden und Glissandi entfaltete die Künstlerin dichte Girlanden und bewegte sich bei zunehmend reicheren Klangebenen in eine expressiv berührende Melodie. Wie stimmig verbindend ihr Instrument aber auch wirken kann, zeigte sich in einem weiteren Werk von Debussy sowie in einer Pavane von Fauré, wo die Flöte und das Cello melodietragend hervortraten. Die Wechselwirkungen im Trio waren hier umso eindrücklicher, als die beiden Musiker ihre Parte souverän und klangdynamisch mitreissend prägten. Zum abschliessenden Höhepunkt geriet den drei Künstlern die episodisch fein gewobene Sonatine von Ravel. Dies nach einer Fantasie des weitgehend unbekannten Schweizers Walter Simon Huber, einem Werk, dessen Einfallsreichtum das Ensemble Orea virtuos und farbkräftig zur Wirkung brachte.
Heinz Kunz
Orea Ensemble Bern
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